Prolog

 

Der Junge hatte keine Chance gehabt. Alleine war er im Wald gewesen, ganz alleine. Wie es Kinder schon mal taten, hatte mit Ästen gespielt, sich vorgestellt, er sei ein Indianer, der sich vor den Cowboys verstecken musste. Oder ein Polizist, der einen Verbrecher finden musste. Spuren, die nur er gesehen hatte, war er gefolgt. Eine heiße Spur, die ihn zu den Verbrechern bringen würde, er würde sie festnehmen, zum Helden werden. Tief versunken in seinem Spiel, nur auf die unsichtbaren Spuren konzerntriert, bemerkte er nicht, dass er nicht alleine war. Man war niemals alleine. Niemals und nirgends. Er war immer bei einem. Er sah was man tat, er wusste alles. Alles, was geschah, geschah mit Seinem Einverständnis.

Als sich die Hand von hinten auf den Mund des Jungen legte und den überraschten Schrei aus seiner Kehle erstickte, war die Entscheidung, was als Nächstes geschehen würde, bereits gefallen. Mit festem Griff wurde der Junge festgehalten, seine Arme, die nach hinten und zur Seite schlugen, waren keine Gefahr, trafen nicht den Angreifer. Die Hand wanderte etwas nach oben, verschlossen nun Mund und Nase, machte es dem Jungen unmöglich zu atmen. Er versuchte stärker zu kämpfen, lehnte sich mit all seinem Gewicht und all der Kraft seiner dünnen Kinderarme gegen die starke Hand und den Arm, die ihn gegen seinen Angreifer drückten. Nie hatte er eine Chance sich umzudrehen, zu sehen, wer ihn angriff.

Mit jeder Sekunde wurde die Gegenwehr geringer, wurde das Kämpfen schwächer bis der Körper des Jungen langsam ruhig wurde, schwerer in dem Arm des Angreifers lag und sanft zu Boden glitt. Zwischen abgebrochenen Ästen, auf Moos und verdeckt von dichten, grünen Büschen, lag er da. Noch senkte sich sein kleiner Brustkorb, noch atmete er.

Doch das würde sich ändern, dafür würde das Seil, das um seinen Hals geschlungen wurde, sorgen. Schon bald würde der Junge seine letzten Atmenzüge gemacht haben, alles unter Seinen Augen, mit Seinem Einverständnis und in Seinem Auftrag. Das was nun passieren würde, war Bestimmung, es war Sein Wille. Und Sein Wille geschehe, dafür würde nun gesorgt, dafür hatte Er treue Diener.

Die Schlinge zog sich langsam zu und mit jedem Millimeter, die sie enger wurde, wich mehr und mehr Leben aus dem Körper des Jungen und der Tod hielt Einzug in den Jungen, der vor wenigen Augenblicke noch frei, unbesorgt und glücklich gespielt hatte. Sein Spiel war nun beendet; zusammen mit seinem Leben.