Teil 1

 

Freunde waren eines der wertvollsten Dinge, die ein Mensch im Laufe seines Lebens erwerben konnte. Ohne Freunde, ohne Menschen um ihn herum, die er mochte, die ihn mochten, um die er sich kümmern konnte und die sich um ihn kümmerten, konnte kein Mensch auf Dauer überleben. Zumindest nicht wenn dieser Mensch gesund sein wollte. In ein gesundes menschliches Leben gehörten andere Menschen, die als Freunde für einen da waren.

Freunde waren für einen da wenn es einem schlecht ging, Freunde bauten einen auf, trösteten und halfen mit Rat und Tat aus wenn man in der Not war. Das gleiche tat man für seine Freunde. Wenn ein guter Freund Mitten in der Nacht anrief da er Hilfe brauchte, dann verzichtete man gerne auf ein paar Stunden Schlaf und verbrachte sie mit seinem Freund am Telefon. Stand ein Freund abends vor der Tür weil er oder sie Ärger mit dem Partner/der Partnerin gehabt hatte, organisierte man ein Bett für diesen und war notfalls stundenlang das offene Ohr für den Freund.

Freunde teilten nicht Sorgen mit ihren Freunden, nein, Freunde teilten viel mehr und viel lieber Freude mit ihren Freunden. Gemeinsam in die Disko gehen, gemeinsam zum Essen gehen, ein Abend im Kino, ein Urlaub, ein Abend Zuhause vor dem Fernseher. Es gab nichts, das mit Freunden nicht zusammen unternehmen konnte.

Lachen, weinen, Sport, faulenzen, beraten, beschimpfen, streiten, versöhnen. All das waren Dinge, die in eine normale Freundschaft gehörten, die in einer normalen Freundschaft vorkamen. Freunde waren eine Familie, die man im Laufe des Lebens ansammelte, von denen man ab und zu Mitglieder verlor und kontinuierlich durch neue ersetzte. So entstand eine Familie außerhalb der Familie, die zwar nicht durch Blut aber nichts desto trotz mit Liebe, Vertrauen, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit zusammengehalten wurde. Und, wie sagte man so schön: Familie kann man sich nicht aussuchen – Freunde schon. In der Familie der Freunde waren nur die Mitglieder, die man auch darin haben wollte.

Und da es Spaß machte mit Freunden Spaß zu haben und ihnen Freude zu bereiten, machte man Freunden Geschenke, selbst wenn sie keinen Geburtstag hatten oder es keinen besonderen Anlass gab. Kleine Geschenke erhielten die Freundschaft.

Kim, Verena, Thomas, Sonja und ihre Familie hatten ein ganz besonderes und sehr wertvolles Geschenk erhalten. Zusammen mit Nico und Trixi waren sie eingeladen zwei Wochen in einem Hotel in Aspen, Colorado, zu wohnen, das Jonathan Roberts gehörte. Der erfolgreiche Geschäftsmann und mehrfache Millionär wollte Urlaub mit seiner Ehefrau Megan, einer alten Freundin von Nico, verbringen und da er wusste, selbst bei dem Versuch Urlaub zu machen würde er mehrere Stunden am Tag mit Arbeit verbringen, hatte er Nico und Trixi eingeladen, sie zu begleiten.

Diese hatten für diese Zeit eine Reise nach Deutschland geplant, ihren ersten Urlaub in ihrer alten Heimat seitdem Trixi nach Amerika gezogen war. Sie wollte ihre Eltern besuchen, Skifahren gehen und den Winter in Willingen genießen. Nico wollte Kim, Verena und Sonja sehen, denn es war weit über ein halbes Jahr vergangen, dass sie ihren letzten Aufenthalt in Deutschland gehabt hatte.

 

Jonathan Roberts hatte kurzentschlossen seine Termine umgeschichtet, hatte seine letzte Arbeitsreise in Europa so gelegt, dass er von Frankfurt aus mit seinem Flugzeug nach Denver fliegen würde und hatte alle eingeladen, ihn zu begleiten. Bei aller Liebe zu ihren Eltern, Trixi war sich sicher, sie konnte diese im Sommer besuchen. Dieser zweiwöchige Urlaub war ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnte und wollte.